Stockschlagen und Hosenkaufen - Sendg. 8.1. 2013 (FRO) bzw. 9.1. (FRS):

Endlich gehts weiter mit dem bairischen Odysseus - danke den HörerInnen, die schon gespannt waren, für die Geduld.
Diesmal schildert der Autor genüsslich wieder eine kleine vorweggenommenene Portion Rache - das Stockschlagen - ein weitverbreitetes Spiel, bei dem ein Einschauer erraten muss, wer derjenige war, der ihn auf den Hintern geschlagen hat.*

Im zweiten Teil der Sendung liest Wolfgang Glechner den ersten Teil einer eigenen Erzählung: "Am Mond fliagn kinnans - oder: Wia der Gruaber Sepp a Hosn kaufen ganga r is" aus seinem dritten Buch "Der Fleischprogrammierer", das im Juli 2011 erschienen ist.

Einleitung zur Heimkehr des  BAIRISCHEN ODYSSEUS
Für de Zuahörer, de s erschte
Mal zuahörn, a kurze Inhaltsangab des dritten Teils des Epos, betitelt „die Heimkehr“:

Der Ludwig, der Bauer vom Redlhof, is jahrelang in Ausland gwen, wia sein antiker griechischer Schicksalsgenosse Odysseus, und kimmt unerkannt, inkognito, in sein Hoamat zruck….

Durt muaß er entdecka,  dass si auf sein eigenen Hof a Haufen Gsindel broat gmacht hat, de se an sein Eigentum und Hab und Guat ungeniert bedienen, und alle Tag guat gehen lassen mit den, was eahn net ghört. Ja, sogar sein eigenen Sohn, der der rechtmäßige Erbe war, habms schon nachn Leben tracht. Der Ludwig gibt si hoamlich nach und nach seine ehemaligen Hausgenossen, seine treuen Deanstboten und seiner Familie zu erkennen, aber hoamli! – Für de Freier, des ungebetene Gsindel, des da sein Frau bedrängt und frech mit sein Eigentum urasst und damit protzt und umgeht,  als wia wann s eahna selm ghörat, für des Gsindel  spuilt er weider den Bettler, den armen Fechter. 
Der Tag der Abrechnung, der Zahltag, is freili nimmer weit. Der Bettler nämli, der si zum Schein alle Demütigungen gfalln lasst, bereitet schon sein Rache vor, und sein Rückkehr ins eigene Haus und Eigentum als der rechtmässige Herr. Bei an groußen Fest, aner Art Zwangsverlobung seiner Frau mit den allerfrechsten Gschaftlhuaber, den Meinrad, der a richtige Krätzn is und Ausbund an Gemeinheit, Falschheit und  Frechheit, bei den Fest soilltats zur Abrechnung kemma …

Zusätzliche Vorrede für 11. Gesang. Vers 0 .116 - 216
Der Meinrad kündigt auf den Fest großspurig sein Vormundschaft an und spuilt den großen Gastgeber. Der Bettler derf ah mitessen und trinka, und lasst se den Spott und de Demütigungen vo de Freier mit eiserner Selbstbeherrschung gfalln*. A paar Mal blengitzt scho de Wut des eigentlichen Hausherrn hinter seiner gspuilten Demut außer und bald kamat's frühzeitig zon Eklat. Aber der Ludwig muaß si um Gotts Wuilln beherrschn – damit der wirkliche Umsturz net verdorbm wird.
Da steign mar wieder ein in de Erzählung.

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Anmerkungen:

Österreichischer Meister um 1415:
Die Verspottung Christi (Ausschnitt)
* das bekannte Spiel "Stockschlagen" ist vermutlich so alt wie die Menschheit - es wird sogar in der Lukaspassion erwähnt: "Die Wächter trieben ihren Spott mit Jesus. Sie verhüllten ihm das Gesicht, schlugen ihn, und fragten ihn: Du bist doch ein Prophet! Sag uns: Wer hat dich geschlagen?"

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