Sternstein und Kundendienst - 22.1 (FRO) bzw. 23.1. (FRS)

 Zu Anfang ein Veranstaltungshinweis:
>> GLECHNER LIEST GLECHNER - LIVE  in RIED im Innkreis, im KiK, am Dienstag, 22. Jänner 2013, 20h - Es liest: Wolfgang Glechner Musik: Josef Kili und Hermann Linecker 

heutige Sendung:
S letzte Mal, bei der Lesung vor oaner Wocha, hat der bairische Odysseus de Freier mitten währendn Feiern überrascht, und is eahn "mit der Maschin ins Gsicht gfahrn". Am schlimmsten hats den Meinrad derwischt, den Obergschaftl-Huber, der si schon sicher im Besitz des Erbes gsehgn hat: Den hat der Ludwig - in Notwehr freili - derschossen. In Notwehr freili, aber net ohne Lust - wia r er später, seltsam kleinlaut im Vergleich zo sein heldenhaften Auftreten während der Rache, seiner Frau Hedwig bekennt - neben anderen "Sünden". Sie muass eahm erscht zoagn, dass s'eahm nix nachtragt und eahm liab hat wia früher. Erscht dann entschliaßt si der Ludwig zon Bleibm.
Nachher geht's nuh a paar Seiten lang um des Schicksal der anderen Freier. Vor allem de Demütigung von Heinrich dem Goldpfab bei sein Fluchtversuch durch den Abortdeckel und die Adelgrua wird ausführlich und genüsslich in allen Farben und Gerüchen geschildert.
Und wia enddli a weng aRuah einkehrt am Hof, und a neuche Ordnung,  da derzoihlt der Ludwig vo seine Abenteuer in der Fremde:
12. Gesang, Vers 387 - 401
Während de Erzählungen taucht de Frage auf ob es notwendig war, dass der Ludwig in seiner Abenteuerlust seinerzeit furt is von Hof.
Der Lambert, der Roßknecht, vertritt de bodenständige, konservative Position - und weist den jungen Sigi, den, wie einst den Ludwig, das Fernweh plagt, zurecht:
12. Gesang, Vers 424 - 438
Des is scho recht, was der Lambert da gsagt hat,  meint die Bäuerin, und bricht gleich anschließend eine Lanze auch für das Gegenteil: Für Abenteuerlust, Tollkühnheit, Neugier und Mannesmut - auch das muss sein:
"Recht trauri wars doh auf der Welt, wann koan Bursch nimmer war, der an Berg anpackt vo der Gahseit  (Steilseite, eig.: jähen Seite)"
Und als Resümee hören wir wenige Zeilen weiter:
"Der Mensch is a Zwitter, es treibtn hin zo Wasser und Feuer"
Der Mensch also als Wesen, das von gegensätzlichen Polen angezogen wird, und hin und herschwankt.
Diese Gegensätze treten im Werk Gottfried Glechners häufig auf, die eine Seite oft als  Sehnsucht nach einem freien in den Tag hinein Leben als Bohemien, vazierender Bettler oder  Künstler und die andere reale Seite als angepasstes bürgerliches Leben voller Zwänge und Pflichten, aber auch Sicherheiten.

Aber verfolgen mar nuh a weng des Schicksal der anderen Freier:
De reden se, bei der Verhandlung, auf eahner Mitläufertum aussi, und da hat der Ludwig an Antwort:
Ausklang, Vers 34 - 37
Doch Ludwig ist bereit zu verzeihen, und als Buße verlangt er, dass die Männer einen seit Urzeiten auf dem Redl-Besitz liegenden riesigen Steinbrocken, den "Sternstein" (Meteor?), auf einen kleinen Hügel direkt neben dem Hof schleppen.

So gewinnt Ludwig durch seine Nachsicht die begeisterte Mithilfe der einstigen Gegner, sogar bei der Ernte:
Ausklang, Vers 67 - 90.

Und dann heißt es " Und drauf habms s Haus baut für d' Freundschaft, Haus und Saal.."

Es wird net ganz klar - ob des Haus nur symbolisch gmoant is, vor allem a Saal is schwer vorstellbar, der af oan oanzigen Stoan baut is, der ja bewegt worden is, wia mar ghört habm, also koan "Immobilie" is. Aber des hat der Gottfried sicher absichtlich offen lassen, und vialleicht hat er sogar a bisserl davon tramt, dass des Haus, des mehr a Denkmal is, amal irgendwo wirkli baut wird auf an Stoan, und dass vialleicht seine Schlussverse von bairischen Odysseus durt verewigt werden, af oaner Tafel aus schwarzen Meteorstein - der halb zo der Erdn ghört und halb zum Himmel:

Ausklang, Vers 91 - 101

Nach dem doch recht dramatischen und ernsten Schluß der Odyssee geht es nun weiter mit der eher heitern Geschichte vom Hosenkauf: Wir erinnern uns: Der Gruaber Sepp, ein extremer Einkaufsmuffel, hat gerade, zu seiner grenzenlosen Erleichterung, eine passende Hose gefunden im Kaufhaus. Die Freude währt allerdings nur kurz:

SoundFile: Am Mond fliagn3

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